Molkereien in Hessen
Die Kleine Anfrage beantworte ich wie folgt:
Frage 1. Wie viele und welche Molkereistandorte (bitte auch Stammwerke in anderen Bundesländern benennen) gibt es in Hessen, wie hoch sind die jeweils verarbeiteten Milchmengen und welche Produktions- und Vermarktungsschwerpunkte haben sie?
In Hessen gibt es derzeit noch 12 Molkereistandorte:
1. Hochwald Nahrungsmittel-Werke GmbH mit vier Standorten in Hessen (Hauptsitz des Unternehmens ist in Thalfang in Rheinland-Pfalz).
In Hessen befinden sich nachfolgend aufgeführte Betriebsstätten des Unternehmens mit den jeweiligen Produktionsschwerpunkten:
- Hungen (Frischmilch, H-Milch, Sahne, Sauermilchprodukte, Milchpulver),
- Hünfeld (Hartkäse, Mozzarella, Pasta-Filata Käse, Butter),
- Neukirchen (Schnittkäse, Kochkäse, Milchpulver),
- Wohratal (Schnittkäse).
Die Verarbeitung betrug in Hessen im Jahre 2004 ca. 574.000 t Milch.
2. Humana Milchunion mit einem Werk in Hessen (Hauptsitz des Unternehmens ist in Everswinkel in Nordrhein-Westfalen).
In Hessen befindet sich nachfolgende Betriebsstätte:
- Werk Bad Wildungen (Schnittkäse).
Die Verarbeitung in Hessen betrug im Jahr 2004 ca. 159.000 t Milch.
3. Schwälbchen Molkerei Jakob Berz AG mit zwei Werken in Hessen (Hauptsitz des Unternehmens ist in Hessen):
- Bad Schwalbach (Frischmilch, Frischkäse, Sauermilchprodukte usw.),
- Marburg (H-Milch, Milchmischerzeugnisse).
Die Verarbeitung betrug im Jahr 2004 ca. 200.000 t Milch.
4. Immergut Milch GmbH (aus Insolvenz in Sanierungsphase):
- Schlüchtern (H-Milch, Milchmischerzeugnisse, sonst. Nichtmilchprodukte).
Die Verarbeitung betrug im Jahr 2004 ca. 18.000 t Milch.
5. Privatmolkerei Lindenberg in Insolvenz (Produktion läuft unter Insolvenzverwalter weiter):
- Kassel (Frischmilch, H-Milch, Sauermilchprodukte, Sahne, Nichtmilchprodukte).
Die Verarbeitung im Jahr 2004 betrug ca. 39.000 t Milch.
6. Upländer Bauernmolkerei (Bio-Molkerei):
- Usseln (Frischmilch, Sauermilchprodukte, Sauermilchquark, Butter).
Die Verarbeitung im Jahr 2004 betrug ca. 17.000 t Milch.
7. Molkerei Sachsenberg:
- Sachsenberg (Frischmilch, Butter, Sauermilchquark).
Die Verarbeitung im Jahr 2004 betrug ca. 7.000 t Milch.
8. Molkerei Hüttenthal:
- Hüttenthal (Frischmilch, Sauermilchprodukte, Butter, Frisch-, Weich-, Schnittkäse).
Die Verarbeitung im Jahr 2004 betrug ca. 5.000 t Milch.
Frage 2. Wie haben sich die Auszahlungspreise der jeweiligen Molkereien für die Landwirte in den letzten fünf Jahren entwickelt?
Es können nur durchschnittliche Auszahlungspreise für das Land Hessen genannt werden.
Angegeben ist der Auszahlungspreis für Milch mit Standardinhaltsstoffen bei 3,7 v.H. Fett und 3,4 v.H. Eiweiß ab Hof ohne Mehrwertsteuer.
Die Preise bei den einzelnen Molkereien in Hessen schwanken um ca. 1 je 100 kg nach unten und oben um den oben dargestellten Durchschnittspreis und folgen damit dem Bundestrend.
Frage 3. Wie viele und welche hessischen Molkereistandorte haben in den letzten zehn Jahren ihre Produktion eingestellt und wie viele davon haben in diesem Zeitraum mit welcher anderen Molkerei fusioniert?
Die Molkereistruktur hat sich vom Jahr 1995 bis zum Jahr 2005 wie folgt entwickelt:
Im Jahr 1995 gab es in Hessen noch 16 Unternehmen mit 22 Betrieben.
In den letzten zehn Jahren haben nachfolgende Molkereien mit den aufgeführten Unternehmen fusioniert:
Die Molkerei in Fulda hat mit der Starmilch fusioniert. Diese Betriebsstätte der Starmilch ist ab 1. Januar 2005 mit in eine weitere Fusion mit den Hochwald Nahrungsmittel-Werken GmbH (Hochwald) eingegangen. Danach wurde diese Betriebsstätte geschlossen.
Die Molkerei Gießen ist mit der Starmilch eine Fusion eingegangen. Anschließend erfolgte die Schließung dieser Molkerei. Die Starmilch hat anschließend mit Hochwald fusioniert.
Die Molkerei Eschwege hat mit der Kurhessischen Molkereizentrale AG (KMZ AG) fusioniert und ist ebenso anschließend geschlossen worden.
Weiterhin haben die Molkereien Lauterbach mit der Starmilch, Sachsenhausen mit der KMZ AG und Borken mit Hochwald fusioniert und sind dann stillgelegt worden.
Die Molkereien Hainzell und Rauischholzhausen sind in Konkurs gegangen.
Die Produktionen der Molkereien Fauerbach und Wallenrod sind eingestellt worden.
Die Molkerei Neuhof ist zuerst nach Thüringen verlagert worden und später in Konkurs gegangen.
Frage 4. Wie viele neue Arbeitsplätze sind durch die jeweiligen Fusionen in den letzten zehn Jahren entstanden und wie viele Arbeitsplätze wurden an den alten Standorten abgebaut?
Es sind insgesamt in den letzten zehn Jahren keine neuen Arbeitsplätze durch Fusionen entstanden.
Nachfolgend ist die Arbeitsplatzentwicklung in den hessischen Molkereien von 1995 bis 2005 dargestellt: 1995: ca. 1.400 Arbeitsplätze, 2000: ca. 1.260 Arbeitsplätze, 2005: ca. 840 Arbeitsplätze.
Frage 5. Wie haben sich die Auszahlungspreise für die abgelieferte Milch an die Bauern durch die Fusionen verändert?
Die Fusionen haben nur in seltenen Fällen zu Verbesserungen der direkten Auszahlungsleistung geführt. Sie haben aber zu einer längerfristigen Sicherung der Wettbewerbsfähigkeit der Molkereien beigetragen.
Bei der Fusion der Starmilch eG mit der Molkerei Hochwald zum 1. Januar 2005 ist es zu einer Verbesserung der Milchgeldauszahlung an die ehemaligen Starmilchlieferanten gekommen. Die genaue Höhe der Auszahlungsverbesserung lässt sich erst am Ende des Jahres beziffern.
Frage 6. a) Wurden Molkereistandorte in Hessen in den letzten zehn Jahren mit hessischen Steuergeldern subventioniert?
b) Wenn ja, aus welchen Gründen, in welcher Höhe und aus welchem Programmen?
Zu a: Ja.
Zu b:
Die Förderung ist erfolgt, um die Molkereistruktur an die Erfordernisse des Marktes anzupassen. Es wurden insgesamt 985.274 Landesmittel eingesetzt.
Frage 7. a) Wie hoch waren die Mittel und aus welchen Programmen stammen sie, mit denen das Unternehmen Starmilch vor und nach der Fusion mit der Molkerei Hochwald gefördert wurde?
b) Sind durch die Fusion neue Arbeitsplätze in Hessen entstanden oder sind Arbeitsplätze weggefallen?
Zu a:
Der Ausbau und die Modernisierung des Betriebsstandortes in Hungen, der nach der Fusion zwischen den Unternehmen Starmilch und Hochwald bestehen bleibt, sind mit 5.817.668 gefördert worden. Hiervon sind 3.878.446 Mittel der Europäischen Union und 1.939.224 stammen aus Mitteln der Gemeinschaftsaufgabe zur Verbesserung der Agrarstruktur und des Küstenschutzes. Die Mittel stehen im Rahmen des Entwicklungsplanes Ländlicher Raum bereit und sind im Landeshaushalt unter dem Förderprodukt 07 (Leistung b) Kap 09 23 veranschlagt.
Zu b:
Die Fusion hat bewirkt, dass die Arbeitsplätze an dem Betriebsstandort Hungen gesichert werden konnten. Eine mittelfristige Schließung des Betriebes in Hungen hätte ohne den Zusammenschluss der beiden Genossenschaften nicht vermieden werden können. In diesem Fall wären die dortigen Arbeitsplätze vollständig weggefallen.
Frage 8. Wie bewertet die Landesregierung die Anforderungen der EU, dass Steuergelder aus dem Topf der Ländlichen Entwicklung dazu dienen sollen, Arbeitsplätze zu schaffen, und wurde dieses Prinzip bei der Förderung von Molkereien in Hessen, insbesondere bei Fusionen, eingehalten?
Wie bereits in Antwort zu Frage 7 b angeführt, wurden Fusionen aus dem Topf der Ländlichen Entwicklung verwendet, um Arbeitsplätze an den bestehen bleibenden Standorten zu sichern.
Frage 9. Wie viele landwirtschaftliche Betriebe in Hessen verarbeiten und vermarkten welche Mengen an Milch direkt und mit welchen Mitteln und in welcher Höhe werden sie gefördert?
Es liegen keine aktuellen Zahlen vor. Die hier vorliegenden Zahlen stammen aus dem Milchquotenjahr 2001/2002. Zu diesem Zeitpunkt gab es 98 Direktvermarkter mit Kuhmilch und einer Verarbeitungsmenge von ca. 5 Mio. kg Milch.
In den letzten zehn Jahren erhielten drei direkt vermarktende Milchviehbetriebe im Rahmen des Agrarinvestitionsprogrammes (AFP) Zinszuschüsse bzw. Zuschüsse, jeweils in den Jahren 1997, 1999 und 2001. Nach diesem Programm können bis zu 35 v.H. des förderungsfähigen Betrages finanziert werden.
Im Bereich der Verarbeitung und Vermarktung landwirtschaftlicher Produkte bestehen weitere Fördermöglichkeiten für Investitionsmaßnahmen im Rahmen des Förderprogramms "Produktinnovation und Vermarktungsalternativen" mit Kofinanzierung über den Entwicklungsplan Hessen. Hier wurde in 2005 in einem Direktvermarktungsbetrieb eine Investitionsmaßnahme zum Ausbau der Milchverarbeitung mit EU- und Landesmitteln in Höhe von rund 4.600 gefördert.