Suchtprävention in der Schule
Neben dieser Bündelung entstanden auf der Ebene der Staatlichen Schulämter die regionalen "Koordinierungsgruppen S&G" unter der Leitung der "Generalia S&G". Im AfL wurde die "Steuergruppe S&G" eingerichtet, um Inhalte von S&G in die Phasen der Lehrerbildung zu integrieren. Im IQ erfolgte die Integration der Indikatoren für Gesundheitsqualität in den Hessischen Referenzrahmen.
Mit diesem Arbeitsfeld ist angestrebt, in Schulen einen Schulentwicklungsprozess mit den Mitteln der Gesundheitsförderung zu initiieren und Schulen auf dem Weg der Zertifizierung als "gesundheitsfördernde Schule" zu unterstützen. Mittlerweile arbeiten mehr als 1000 hessische Schulen aus den 15 beteiligten Schulamtsbereichen an dem Programm mit.
Für die Jahre 2007 bis 2015 (gerade auch im Hinblick auf die " eigenverantwortliche Schule") wird im Rahmen von Schule & Gesundheit vor allem an dem Ausbau der Supportangebote für Schulen gearbeitet. Eine wesentliche Zielperspektive hierbei ist die Entwicklung sogenannter Expertinnenbzw. Expertenpools für die Teilgebiete "Ernährungs- und Verbraucherbildung, Bewegung und Wahrnehmung, Sucht- und Gewaltprävention, Verkehrserziehung/Mobilitätsbildung, Umwelterziehung/ökologische Bildung, Sexualerziehung, Lehrergesundheit, Arbeitsschutz/Arbeitssicherheit". Schulen haben so die Gelegenheit, zu themenspezifischen Fragestellungen entsprechende Expertinnen bzw. Experten abzurufen. Wesentlich ist dabei auch, dass dieses Expertenwissen immer eingebunden ist in das Gesamtkonzept von Schule & Gesundheit und keine isolierten Projekte generiert werden.
Auf der inhaltlichen Ebene müssen Maßnahmen zur Förderung einer gesunden Ernährung und Bewegung ebenso fortgeführt werden wie Maßnahmen der Sucht- und Gewaltprävention.
Frage 9. Welche Maßnahmen zur Drogenprävention an Schulen unternimmt die Landesregierung?
Die Landesregierung hat sich in Ihrem Regierungsprogramm zur verstärkten Drogenprävention verpflichtet. Für den Bereich Schule sind dort folgende Zielsetzungen formuliert:
- "Die Arbeit der Fachstellen für Suchtprävention, der Beratungslehrer für Suchtprävention und der Jugend- und Drogenberatungsstellen in Hessen unterstützen;
- die Suchtprävention im Bereich der legalen Drogen ausbauen, um die Zahl von Nikotin-, Medikamenten- und Alkoholabhängigen zu reduzieren;
- dafür sorgen, dass Drogenprävention ein Teil von Gesundheitserziehung und Gesundheitsaufklärung ist, die bereits im Kleinkindalter beginnt und im Schulunterricht intensiv ausgeweitet wird."
Die Landesregierung hat diese Ziele kontinuierlich verfolgt und die entsprechenden Entwicklungen und Maßnahmen laufend dokumentiert.
Seit dem Jahr 2001 legt die Landesregierung im regelmäßigen Turnus von zwei Jahren einen Suchtbericht für das Land Hessen dem Hessischen Landtag und damit der Öffentlichkeit vor. Diese Berichte gehen jeweils auch auf die schulischen Präventionsmaßnahmen ein, sodass öffentlich nachvollziehbar ist, wie sich die Arbeit in diesem Bereich vollzieht.
Schulische Suchtprävention in Hessen fußt auf den Erkenntnissen der Suchtforschung und berücksichtigt Forschungsergebnisse zur Wirksamkeit von Präventionsmaßnahmen.
Sie ist in Hessen im Erlass "Suchtprävention in der Schule" vom 15.07. geregelt. Eine Neufassung wird derzeit erarbeitet.
An den 15 Staatlichen Schulämtern sind jeweils Fachberaterinnen/Fachberater für Suchtprävention angesiedelt, die Schulen in der Entwicklung ihres Präventionskonzeptes und dessen Verankerung im Schulprogramm unterstützen und insbesondere die Beratungslehrerinnen/Beratungslehrer für Suchtprävention laufend weiterbilden sowie in ihrer schulischen Arbeit begleiten. Neben der engen Kooperation mit den Fachstellen für Suchtprävention arbeiten fast alle Fachberatungen der Staatlichen Schulämter überdies auch mit der Polizei, mit Gesundheitsämtern, Drogenberatungsstellen sowie Erziehungsberatungen zusammen.
Derzeit sind rund 900 Beratungslehrerinnen/Beratungslehrer für Suchtprävention an den Schulen tätig.
Schwerpunkte der Suchtprävention:
1. Auf der Ebene des Hessischen Kultusministeriums wurde eine "AG Sucht" eingerichtet, die an der Steuerung der Entwicklungsprozesse mitwirkt und gleichzeitig die Verbindung zwischen Kultusministerium und Sozialministerium, Fachberatungen für Suchtprävention der Staatlichen Schulämter und der Koordinationsstelle für Suchtfragen Hessen (KSH) institutionalisiert. In diesem Rahmen wurde 2005 die Erarbeitung eines neuen einheitlichen Weiterbildungscurriculums für die Beratungslehrkräfte für Suchtprävention begonnen. In Kooperation mit der Fachhochschule Frankfurt am Main wird voraussichtlich 2008 der erste Weiterbildungslehrgang nach diesem neuen Curriculum angeboten werden. Eine begleitende Evaluation ist eingeplant.
2. In den Jahren 2005 und 2006 wurden schließlich im Rahmen des Arbeitsfeldes Schule & Gesundheit die Gesundheitsqualitätskriterien für den Bereich der schulischen Suchtprävention erarbeitet, sodass auch dieser Bereich ein fester Bestandteil im Zertifizierungsprozess gesundheitsfördernder Schulen geworden ist.
3. Im Jahr 2005 wurde mit dem gesetzlichen Rauchverbot in Schulgebäuden und auf dem Schulgelände die Grundlage für die "Rauchfreie Schule" geschaffen. Eine dazu durchgeführte Evaluationsstudie zeigt in der ersten Ergebnissen, dass diese Maßnahme das Rauchen in der Schule bei Kindern und Jugendlichen (vor allem bei den 14-, 15 Jährigen) verringert. Die zwei Wettbewerbe "Be smart - dont start" und "rauchfreie Klasse unterstützen das Nichtrauchen bei Schülerinnen und Schüler.
4. Ausbau der primär- und sekundärpräventiven Projekte im Rahmen einer Verhaltens- und Verhältnisprävention
- "Eigenständig werden" in Grundschulen (seit 2003). Von Beginn der Aktivitäten in Hessen bis Anfang 2007 wurden insgesamt 610 Lehrkräfte geschult - so viele wie in keinem anderen deutschen Bundesland.
- "Klasse 2000" in Grundschulen (2005/2006 1.142 Klassen mit insgesamt 26.802 Schülerinnen und Schülern (Das Pr ogramm wird zurzeit in Hessen evaluiert. Für die Klasse 5/6 schließt sich hier z.T: "Lions-Quest - Erwachsenwerden" an.).
- "Its my party" (ALICE-Project, Frankfurt a.M.), Preisträger des hessischen Suchtpräventionspreises "Der Impuls" 2007. Im Jahr 2005 wurde mit Unterstützung des Staatlichen Schulamts das vom Drogenreferat der Stadt Frankfurt am Main in Auftrag gegebene Modellprojekt "Its my Party - Drogen, Musik und Engagement" erprobt und im Jahr 2006 für Schulklassen ab dem 8. Schuljahr fest installiert.
- FreD ist ein Frühinterventions-Projekt für erstauffällige Jugendliche und junge Erwachsene, die wegen ihres Droge ngebrauchs bei der Polizei, in der Schule, am Ausbildungsplatz oder auch im Elternhaus aufgefallen sind (Zusammenarbeit der Drogenberatungsstellen mit den Beratungslehrkräften). In Hessen gibt es insgesamt acht Standorte, an denen das Projekt durchgeführt wird.
- HaLT (Hart am Limit) Bei diesem Programm handelt es sich um eine Maßnahme, die in Reaktion auf die in einigen Gruppen von Jugendlichen verbreiteten stark rauschorientierten Alkoholkonsummuster ("Binge Drinking") implementiert wurde.
Dabei nehmen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Drogenberatungseinrichtungen mit Jugendlichen und jungen Erwachsenen, die aufgrund einer Alkoholvergiftung in eine Klinik eingeliefert wurden, unmittelbar vor Ort Kontakt auf. Die Ergebnisse weisen darauf hin, dass die betroffenen Jugendlichen eines hohen Aufklärungsbedarfs hinsichtlich der Risiken des übermäßigen Rauschtrinkens bedürfen.
- CaBS (Casemanagement und Beratung für cannabiskonsumierende Schülerinnen und Schüler). Bei diesem Projekt handelt
Unveröffentlichte Statistik des ausführenden Instituts (IFT Nord; persönliche Auskunft vom 25.5.2007); siehe auch http://www.eigenstaendigwerden.de/. siehe http://www.alice-project.de/alice/schule/index.html. es sich im Unterschied zu "FreD" und "HaLT" um eine auf den Raum Frankfurt begrenzte Maßnahme, die u.a. mit der Fachberatung für Suchtprävention des Staatlichen Schulamts Frankfurt kooperiert. CaBS wendet sich an Schülerinnen und Schüler an Frankfurter Schulen, die Verhaltensauffälligkeiten im Zusammenhang mit ihrem Cannabiskonsum zeigen. Diese Jugendlichen werden im Rahmen von CaBS mittels einer intensiven Einzelfallbetreuung bei der Reduzierung bzw. Einstellung ihres Konsums, der Verbesserung ihrer (schulischen) Leistungsfähigkeit und dem Erreichen von Lebenszielen unterstützt. Insgesamt kann CaBS als erfolgreiches Projekt betrachtet werden, das sich im besonderen Maße auf die Kooperation von Drogenberatung und Schule stützt. Diese Zusammenarbeit soll in Zukunft weiter ausgebaut werden.
Frage 10. Wie beurteilt die Landesregierung die Möglichkeit, auf freiwilliger Basis an den Schulen ein Drogenscreening durchzuführen?
Die Landesregierung ist stets bestrebt, ihre Gesundheits- und Drogenpolitik an den aktuellen Erkenntnissen der Gesundheitswissenschaften und Suchtforschung auszurichten. Aufgrund immer einfacher zu handhabender Screeningverfahren hat die Landesregierung daher intensiv prüfen lassen, ob solche Screenings einen konstruktiven Beitrag zur schulischen Drogenprävention, beispielsweise im Bereich der Früherkennung, leisten könnten.
Freiwillige Drogenscreenings für Schülerinnen und Schüler sind grundsätzlich positiv zu beurteilen. Sie sollten aber im Rahmen der Diagnostik und Therapie in dafür "ausgestatteten Einrichtungen" stattfinden. Solche freiwilligen diagnostischen und therapeutischen Angebote sind beispielsweise an den Drogenberatungsstellen für Schülerinnen und Schüler vorhanden.
Frage 11. Wie beurteilt die Landesregierung den (möglichen) Erfolg all dieser Maßnahmen zur Gewaltprävention und Gesundheitsförderung und die daraus zu folgernden Konsequenzen?
Das Hessische Kultusministerium geht davon aus, dass die intendierten Ziele der Gewaltprävention und Gesundheitsförderung einen wesentlichen Beitrag leisten können, um schulische Erziehungs- und Bildungsqualität zu steigern und Kindern und Jugendlichen kompetenz- und gesundheitsorientiert zu qualifizieren. Das Hessische Kultusministerium evaluiert zurzeit die Instrumente der Gesundheitsförderung und wird anschließend darüber beraten, wie und in welcher Form der Prozess der schulischen Gesundheitsförderung am besten erfolgen kann.
Überall dort, wo Projekte langfristig angelegt und qualitative Voraussetzungen für die Umsetzung der Programme gegeben sind (sorgfältige Auswahl, längerfristige Begleitung der Schulen, Wirkungsanalysen, Partizipation aller Beteiligten auch z. B. der Eltern), gibt es schon jetzt eine positive Veränderung des Schulklimas, und es wird Nachhaltigkeit in der Gewaltprävention erzielt. Dadurch sind die Lehrkräfte zufriedener und gesünder, und dies reduziert die Krankheitskosten und die Fehlzeiten. Auch die Leistungsbereitschaft der Schülerinnen und Schüler wird effektiver und dadurch insgesamt erhöht.
Die Wirksamkeit von Programmen ist nur da gewährleistet, wo sie schulintern vernetzt sind und es klar definierte Verantwortungs- und Steuerungskompetenzen gibt, um eine kontinuierliche Umsetzung zu gewährleisten.